Trouvez les femmes! Vol.2
Im zweiten Album, das ab Januar 2023 beim deutschen Label Coviello Classics veröffentlicht wird, präsentieren die beiden Musikerinnen je eine Sonate der amerikanischen Komponistin Amy Beach und der deutsch-schwedischen Komponistin Amamnda Maier- Röntgen. Beide Sonaten sind ursprünglich für Violine komponiert. Die subtile Bearbeitung von Miriam Terragni für Flöte zeigt die enormen Schönheiten dieser Meisterwerke. Beide Sonaten sind Weltersteinspielungen.
Rezensionen
klassik-heute.de
Komponistinnen – ein Thema, das der ein oder andere vielleicht nicht mehr hören mag, aber leider auch ein Thema, das man noch längst nicht zu den Akten legen kann. „Erst wenn es nicht mehr nötig ist, Frauen in der Musik besonders zu suchen und es selbstverständlich ist, dass ihre Werke im Konzertsaal zu hören sind, dann müssen wir nicht mehr über dieses Thema sprechen“, sagte kürzlich eine junge Musikerin im Interview. So ähnlich sehen das auch die beiden Schweizer Musikerinnen Miriam Terragni (Flöte) und Caterine Sarasin (Klavier). Sie haben beim Label Coviello Classics den zweiten Teil ihrer Serie „Trouvez les femmes. Female composers of the Romantic Era“ herausgebracht.
Nachdem auf der ersten Aufnahme Werke von Emilie Mayer (1812 – 1883) und Laura Netzel (1839 – 1927) zu hören waren, erklingen auf der neuen CD zwei Werke von Amy Beach (1867 – 1944) und Amanda Maier-Röntgen (1853-1894). Dass es sich hierbei qualitativ hochwertige Kompositionen handelt, steht außer Frage: „Wir sind überzeugt, dass diese vernachlässigten Werke, wenn sie von Männern komponiert worden wären, regelmäßig im Konzertsaal anzutreffen wären“, schreiben Terragni und Sarasin im Vorwort ihres Booklets.
Komponierendes Wunderkind
Als Wunderkind galt die Amerikanerin Amy Beach, die sowohl als Pianistin als auch als Komponistin bekannt wurde. Mit 16 Jahren gab sie ihr Debüt als Konzertpianistin, brachte sich das Komponieren aber weitestgehend autodidaktisch bei. Ihr wesentlich älterer Ehemann reduzierte ihre Auftritte auf nur einen pro Jahr und ließ ihre Honorare an Wohltätigkeitsvereine spenden. 1896 entstand ihre Violinsonate, in der sie klassizistische und hochromantische Klänge vereint. Das Werk gefiel dem Duo dieser CD so gut, dass sie es für Flöte und Klavier arrangierten und nun in einer Ersteinspielung vorlegen. Dass es sich hierbei nicht um ein originäres Werk für Flöte und Klavier handelt, ist kaum zu hören. Lediglich manche Melodiebögen gestalten sich so ausufernd, dass Terragni diese nur mit Zirkuläratmung bewältigen kann. An Virtuosität und technischem Können mangelt es sich ihr auch sonst nicht, ihr sehr direkter Ton ist jedoch vielleicht nicht jedermanns Sache.
Preisgekrönte, heute (fast) vergessene Komponistin
Auch bei dem zweiten Werk der Aufnahme handelt es sich um eine Ersteinspielung und ein Werk, das im Original für Violine und Klavier geschrieben ist. Die Urheberin, Amanda Maier-Röntgen, ist vermutlich noch unbekannter als nach aktuellem Stand Amy Beach. Zu ihrer Zeit hatte sie jedoch eine Position im Musikleben inne, wie dies nur wenigen Frauen vergönnt war: Als hervorragende Geigerin zählte sie Edvard Grieg, Clara Schumann und Johannes Brahms zu ihren Kammermusikpartnern, aber auch solistisch und als Pädagogin war sie ausgesprochen gefragt. Ein interessantes Detail: Sie war die erste Frau, die einen Abschluss in Dirigieren machte. Neben den großen Erfolgen, die sie als Interpretin feiern konnte, wurden auch ihre Kompositionen publiziert (unter ihrem Namen) und waren teils preisgekrönt. So verhält es sich auch bei der Violinsonate h-Moll, die sie noch als 20-jährige Studentin an der Musikakademie in Stockholm schrieb und die damals ausgezeichnet wurde. Den prächtigen Kopfsatz setzen Terragni und Sarasin fabelhaft und mit vielen Akzenten um. Dabei könnte man nicht sagen, wer von den beiden den virtuoseren Part zu leisten hat. Zwischen Lyrischem und Gewitztem erklingt bei ihnen der Mittelsatz, der als Barkarole beginnt und einen schnellen Mittelteil umschließt. Ausgesprochen virtuos endet das Werk und damit auch die CD mit einem furiosen Kehraus in „molto vivace“. Auch hier zeigen sich die beiden Musikerinnen in bestem Zusammenspiel und beschließen damit ihre in jedem erdenklichen Sinne absolut hörenswerte Aufnahme im Dienste der Komponistinnen.
Verena Düren [23.02.2023]
http://www.klassik-heute.de/4daction/www_medien_einzeln?id=24229
Atmosphärische Dichte
Die Schweizerinnen Miriam Terragni und Catherine Sarasin setzen ihre Reihe romantischer Komponistinnen mit Amy Beachs und Amanda Maier-Röntgens Sonaten fort.
Letztes Jahr haben uns die Flötistin Miriam Terragni und die Pianistin Catherine Sarasin mit dem Start ihrer CD-Reihe „Trouvez les femmes!“ betörende Ausgrabungen beschert, die nach mehr verlangten. Nach mehr Kammermusikschätzen von Komponistinnen aus Romantik und anbrechender Moderne. Jetzt ist Volume 2 des Projekts auf dem Markt. Diesmal rückt das Duo aus der Schweiz der Schwedin Amanda Maier-Röntgen und die US-Amerikanerin Amy Beach in den Fokus. Beide hochtalentiert, beide in ihren Möglichkeiten gesellschaftlich eingeengt. Beide lange vergessen. Jeweils eine Sonate steht im Fokus, im Original für Violine und Klavier, hier sehr überzeugend arrangiert für Flöte und Klavier: Atmosphärische Dichte, bezwingende Kantabilität und Temperament werden nuancenreich ausgearbeitet, auch Sehnsucht, Dramatik und resolute Ausbrüche. Die reiche musikalische Imagination dieser beiden Komponistinnen liegt beim perfekt aufeinander abgestimmten Duo Terragni-Sarasin in besten Händen.